„Psychologische Unterstützung bei Inkontinenz – Fokus auf Therapien und Beratung“
„Inkontinenz ist nicht nur ein körperliches Problem, sondern kann auch psychische Auswirkungen haben. Viele Betroffene leiden unter Scham und Ängsten, die ihren Alltag stark beeinträchtigen. Psychologische Unterstützung kann hier eine wichtige Rolle spielen.“
Häufige emotionale Herausforderungen
Neben der körperlichen Herausforderung führt Inkontinenz bei vielen Betroffenen zu einem Gefühl der Unsicherheit. Scham, Angst vor Peinlichkeiten und der Rückzug aus sozialen Aktivitäten sind häufige Folgen. In extremen Fällen kann dies sogar zu Depressionen oder Angststörungen führen.
Scham und soziale Isolation: Viele Betroffene empfinden Scham, was dazu führt, dass sie soziale Aktivitäten meiden. Sie haben Angst vor „Unfällen“ in der Öffentlichkeit und ziehen sich oft zurück, um unangenehme Situationen zu vermeiden. Dies kann zu Einsamkeit und einem Gefühl der Isolation führen.
Angst und ständiger Stress: Die Sorge, jederzeit und überall von Inkontinenz betroffen zu sein, erzeugt oft ständige Angstzustände. Dieser Stress kann sich auf das allgemeine Wohlbefinden auswirken und das Leben der Betroffenen stark einschränken.
Vermindertes Selbstwertgefühl: Viele Menschen kämpfen mit einem verminderten Selbstwertgefühl, da sie sich von ihrem Körper im Stich gelassen fühlen. Sie verlieren das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und erleben Gefühle der Ohnmacht oder Hilflosigkeit.
Depressionen: Langfristige emotionale Belastungen können zu Depressionen führen, insbesondere wenn Betroffene keine adäquate Unterstützung erhalten. Die ständige Belastung durch Inkontinenz kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen.
Belastung in Beziehungen: Inkontinenz kann auch Auswirkungen auf intime Beziehungen haben. Viele Betroffene fühlen sich weniger attraktiv oder befürchten, dass ihr Partner sie nicht mehr so akzeptiert wie vorher. Das kann zu Spannungen und Unsicherheiten in Partnerschaften führen.
Mögliche Missverständnisse rund um psychische Auswirkungen von Inkontinenz
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„Inkontinenz ist nur ein körperliches Problem“: Viele glauben, dass Inkontinenz ausschließlich den Körper betrifft und übersehen die psychischen Belastungen. Betroffene können sich jedoch emotional stark belastet fühlen, was Angstzustände, Stress und Depressionen auslöst.
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„Therapie hilft nicht“: Ein weiteres Missverständnis ist, dass psychologische Unterstützung nicht hilfreich sei. In Wirklichkeit können therapeutische Ansätze wie kognitive Verhaltenstherapie (CBT) Betroffenen helfen, negative Gedankenmuster zu durchbrechen und mit ihrer Situation besser umzugehen.
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„Inkontinenz ist ein Tabuthema“: Oft wird angenommen, dass über Inkontinenz nicht gesprochen werden darf, was Betroffene daran hindert, Hilfe zu suchen. Offenheit kann den ersten Schritt zur emotionalen Heilung darstellen.
Therapieoptionen
Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): CBT ist eine der effektivsten Methoden, um mit den negativen Gedankenmustern umzugehen, die oft bei Inkontinenz auftreten. Die Therapie hilft Betroffenen, sich ihrer Ängste bewusst zu werden und neue Wege zu finden, mit Situationen umzugehen, in denen sie sich sonst hilflos fühlen würden. Praktische Techniken wie das „Reframing“, also das positive Umdeuten von negativen Gedanken, können das Selbstvertrauen stärken.
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- Beispiel: Ein Patient, der sich ständig Sorgen macht, dass ein „Unfall“ in der Öffentlichkeit passiert, könnte durch CBT lernen, diese Gedanken zu erkennen und durch realistischere und weniger stressige Gedanken zu ersetzen, wie etwa: „Ich habe Vorsichtsmaßnahmen getroffen, und selbst wenn etwas passiert, kann ich damit umgehen.“
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Gesprächstherapie: Diese Form der Therapie bietet Betroffenen Raum, über ihre Ängste, Scham und emotionalen Herausforderungen zu sprechen. Viele fühlen sich durch das Teilen ihrer Erfahrungen entlastet. Der Therapeut kann helfen, den emotionalen Druck zu reduzieren, indem er den Betroffenen ermutigt, über ihre Gefühle offen zu sprechen.
- Vorteile: Gesprächstherapie kann besonders hilfreich sein, um das Gefühl der Isolation zu verringern und Verständnis für sich selbst zu entwickeln.
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Achtsamkeit und Stressbewältigung: Methoden wie Meditation, Atemtechniken oder progressive Muskelentspannung können dabei helfen, den Stress und die Angst, die mit Inkontinenz einhergehen, zu mindern. Diese Techniken fördern ein ruhiges, gegenwärtiges Bewusstsein und helfen dabei, Ängste über die Zukunft zu reduzieren.
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Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen, die ähnliche Erfahrungen machen, kann sehr unterstützend sein. Selbsthilfegruppen, ob vor Ort oder online, ermöglichen es, Tipps zu teilen, gemeinsam Lösungen zu finden und sich gegenseitig emotional zu stärken.
Was ist Reframing?
Reframing ist eine Technik aus der kognitiven Verhaltenstherapie (CBT), die darauf abzielt, negative Gedanken in einem neuen, positiveren oder neutraleren Licht zu sehen. Anstatt den Fokus auf das Schlimmste zu richten, lernen Betroffene, alternative Sichtweisen zu entwickeln.
Beispiel:
Ein Betroffener, der denkt: „Wenn ich einen Inkontinenzunfall habe, wird es eine Katastrophe“, könnte durch Reframing lernen, stattdessen zu sagen: „Auch wenn ein Unfall passiert, kann ich ihn diskret handhaben, und es definiert nicht meinen Wert als Person.“
Reframing hilft also, den Stress durch positivere Denkmuster zu reduzieren.
Beratung und Selbsthilfe
Neben der Therapie spielt auch Beratung eine wichtige Rolle im Umgang mit Inkontinenz. Hier einige Möglichkeiten, wie Betroffene Unterstützung finden können:
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Individuelle Beratung durch Fachkräfte: Hierbei geht es nicht nur um medizinische Ratschläge, sondern auch um den emotionalen Umgang mit der Situation. Ein persönlicher Berater oder Coach kann helfen, individuelle Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
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Selbsthilfegruppen und Online-Communities: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann entlastend wirken und das Gefühl der Isolation verringern. Gruppen bieten ein sicheres Umfeld, um Erfahrungen zu teilen und Lösungen zu finden.
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Apps und digitale Hilfsmittel: Es gibt zahlreiche Apps, die Menschen mit Inkontinenz unterstützen, ihren Zustand zu verfolgen und besser zu managen. Einige bieten auch Zugang zu Foren, in denen man sich mit anderen Betroffenen austauschen kann.
Digitale Hilfsmittel und Apps zur Unterstützung bei Inkontinenz
Digitale Hilfsmittel, insbesondere Apps, bieten Betroffenen wertvolle Unterstützung. Sie helfen dabei, den Verlauf zu überwachen, bieten Zugang zu Informationen und unterstützen den mentalen Umgang mit der Situation.
Nützliche Apps:
- Squeezy: Entwickelt vom britischen National Health Service (NHS), hilft diese App beim Beckenbodentraining mit regelmäßigen Erinnerungen und Anleitungen.
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Seni Control App: Die neue Seni Control App ermöglicht es dem Nutzer ein Miktionsprotokoll auf seinem mobilen Endgerät zu nutzen. Die exakte Dokumentation verschafft nicht nur Klarheit über das Trink- und Miktionsverhalten, sondern gibt gleichzeitig eine Empfehlung zu passenden Produkten.
- Pelvic Floor First: Diese App bietet eine Vielzahl von Übungen und Tipps zum Training der Beckenbodenmuskulatur, um Inkontinenz vorzubeugen oder zu managen.
(Ein klick auf den Namen der Website genügt und Sie werden dorthin weitergeleitet)
Vorteile:
- Tracking-Funktionen: Apps helfen dabei, den täglichen Verlauf der Inkontinenz zu dokumentieren, wodurch Betroffene Zusammenhänge erkennen und ihre Behandlung optimieren können.
- Erinnerungen und Motivation: Regelmäßige Erinnerungen an Beckenbodenübungen oder Flüssigkeitszufuhr können die Therapieeffizienz verbessern.
- Austausch mit Communitys: Einige Apps bieten Foren, in denen sich Betroffene austauschen und Tipps geben können.
Praktische Tipps und Schlusswort
Zum Abschluss des Beitrags gibt es noch konkrete Tipps, wie Sie psychologische Unterstützung im Alltag optimal umgesetzt bekommen:
Praktische Tipps:
- Therapeuten finden: Psychologen und Psychotherapeuten, die auf psychische Herausforderungen im Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen spezialisiert sind, können über Online-Plattformen wie Doctolib oder Therapeutenverzeichnisse gefunden werden.
- Niedrigschwellige Hilfsangebote nutzen: Apps oder Online-Therapieportale bieten erste Schritte, um Unterstützung zu finden.
- Offenheit fördern: Es kann helfen, sich vertrauten Menschen anzuvertrauen, um die emotionale Last zu verringern.
Schlusswort:
Inkontinenz betrifft sowohl Körper als auch Seele. Durch eine Kombination aus körperlicher und psychologischer Betreuung können Betroffene ihre Lebensqualität spürbar verbessern.