Mischinkontinenz: Ursachen, Auswirkungen und Behandlung

Mischinkontinenz: Ursachen, Auswirkungen und Behandlung


Mischinkontinenz: Ursachen, Auswirkungen und Behandlung

Mischinkontinenz ist eine Form der Harninkontinenz, bei der Symptome sowohl der Belastungsinkontinenz als auch der Dranginkontinenz vorliegen. Diese Kombination kann die Diagnose und Behandlung erschweren, da sie zwei unterschiedliche Mechanismen umfasst. In diesem Abschnitt werden die Ursachen, Auswirkungen und Behandlungsmöglichkeiten der Mischinkontinenz beschrieben.

 

Ursachen der Mischinkontinenz

  1. Kombination von Faktoren der Belastungs- und Dranginkontinenz:

    • Beckenbodenmuskelschwäche: Eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur, die typischerweise zu Belastungsinkontinenz führt, kann auch die Blasenkontrolle insgesamt beeinträchtigen und Dranginkontinenz auslösen.
    • Überaktive Blase: Eine überaktive Blase, die zu Dranginkontinenz führt, kann durch wiederholte Episoden von Harndrang und Inkontinenz den Beckenboden zusätzlich schwächen und Belastungsinkontinenz verstärken.
  2. Neurologische Störungen:

    • Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson können sowohl die Blasenmuskulatur als auch die Nerven, die den Beckenboden steuern, beeinträchtigen und so Mischinkontinenz verursachen.
  3. Blaseninfektionen und Entzündungen:

    • Chronische Blaseninfektionen oder Entzündungen können die Blase reizen und sowohl Drang- als auch Belastungssymptome auslösen.
  4. Hormonelle Veränderungen:

    • Besonders bei Frauen nach der Menopause können hormonelle Veränderungen das Gewebe der Harnröhre und Blase schwächen und zur Entwicklung von Mischinkontinenz beitragen.
  5. Chirurgische Eingriffe und Verletzungen:

    • Operationen im Beckenbereich oder Verletzungen können sowohl die Nerven als auch die Muskeln, die für die Blasenkontrolle zuständig sind, schädigen und zu Mischinkontinenz führen.

 

Auswirkungen der Mischinkontinenz

  1. Soziale und emotionale Auswirkungen:

    • Scham und Verlegenheit: Die Kombination von unkontrolliertem Harnverlust bei körperlicher Anstrengung und plötzlichem Harndrang kann zu erheblicher Scham und Verlegenheit führen.
    • Stress und Angst: Die Unvorhersehbarkeit der Symptome kann Stress und Angstzustände verursachen.
  2. Physische Auswirkungen:

    • Schlafstörungen: Nächtlicher Harndrang (Nykturie) und unkontrollierter Harnverlust können den Schlaf unterbrechen und zu Müdigkeit führen.
    • Hautirritationen: Ständiger Kontakt mit Urin kann zu Hautirritationen und -infektionen führen.
  3. Berufliche und wirtschaftliche Auswirkungen:

    • Eingeschränkte Arbeitsfähigkeit: Häufige Toilettengänge und die Sorge um Inkontinenz können die Produktivität am Arbeitsplatz beeinträchtigen.
    • Kostendruck: Ausgaben für Inkontinenzprodukte und mögliche medizinische Behandlungen können finanziell belastend sein.

Behandlungsmöglichkeiten der Mischinkontinenz

  1. Verhaltensänderungen:

    • Blasentraining:
      • Beschreibung: Gezieltes Training zur Verlängerung der Zeitintervalle zwischen den Toilettengängen.
      • Vorteile: Kann die Blasenkapazität erhöhen und den Harndrang besser kontrollieren.
    • Flüssigkeitsmanagement:
      • Beschreibung: Reduzierung der Flüssigkeitsaufnahme zu bestimmten Tageszeiten und Vermeidung von Koffein und Alkohol.
      • Vorteile: Kann den Harndrang reduzieren und die Kontrolle über die Blase verbessern.
  2. Physiotherapie:

    • Beckenbodentraining (Kegel-Übungen):
      • Beschreibung: Regelmäßiges Anspannen und Entspannen der Beckenbodenmuskulatur stärkt diese Muskeln.
      • Vorteile: Kann die Blasen- und Schließmuskelkontrolle verbessern und die Symptome der Inkontinenz verringern.
  3. Medikamentöse Behandlung:

    • Anticholinergika: Diese Medikamente entspannen die Blasenmuskulatur und erhöhen die Blasenkapazität.
    • Beta-3-Adrenozeptor-Agonisten: Diese Medikamente helfen, die Blase zu entspannen und ihre Kapazität zu erhöhen.
    • Topische Östrogene: Lokale Anwendung von Östrogencremes oder -zäpfchen stärkt das Gewebe der Harnröhre und des Beckenbodens.
    • Duloxetin: Ein Antidepressivum, das die Aktivität des Schließmuskels erhöht und die Kontrolle über den Harnabgang verbessern kann.
  4. Pessare:

    • Beschreibung: Vaginal eingelegte Hilfsmittel, die die Harnröhre stützen und den Druck auf den Blasenausgang reduzieren.
    • Vorteile: Nicht-chirurgische Option, die oft sofortige Erleichterung bietet.
  5. Chirurgische Behandlung:

    • Schlingenoperationen (TVT, TOT): Ein Netzband wird unter die Harnröhre gelegt, um diese zu stützen und den Harnabgang zu verhindern.
    • Blasenaugmentation: In schweren Fällen kann eine chirurgische Vergrößerung der Blase durchgeführt werden, um ihre Kapazität zu erhöhen.
    • Injektion von Bulking Agents: Injektion von Substanzen um die Harnröhre, um diese zu verdicken und den Verschlussdruck zu erhöhen.
  6. Neuromodulation:

    • Sakrale Neuromodulation: Ein implantiertes Gerät sendet elektrische Impulse an die sakralen Nerven, um die Blasenkontrolle zu verbessern.
    • Tibiale Nervenstimulation: Äußere elektrische Stimulation des Nervus tibialis kann die Blasenfunktion regulieren.

 

Präventive Maßnahmen

  1. Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität trägt zur allgemeinen Gesundheit und zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur bei.
  2. Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung hilft, Blasenreizstoffe zu vermeiden und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern.
  3. Flüssigkeitsaufnahme: Ausreichend, aber nicht übermäßig trinken, um die Blase nicht zu überlasten und den Harndrang zu regulieren.
  4. Vermeidung von Blasenreizstoffen: Reduktion oder Vermeidung von Koffein, Alkohol und scharfen Gewürzen, die die Blase irritieren können.

 

Schlussfolgerung

Mischinkontinenz ist eine komplexe Form der Harninkontinenz, die Symptome sowohl der Belastungs- als auch der Dranginkontinenz umfasst. Durch eine Kombination aus Verhaltensänderungen, Physiotherapie, medikamentöser Behandlung und gegebenenfalls chirurgischen Eingriffen können die Symptome gelindert und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden. Eine individuelle und umfassende Diagnose ist entscheidend, um die geeigneten Behandlungsstrategien zu entwickeln und die Blasenfunktion langfristig zu erhalten.

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